Datengesteuerte Medikamentenentwicklung (Prof. Volkamer)
27. Oktober, 2022 2023-04-13 1:33Datengesteuerte Medikamentenentwicklung (Prof. Volkamer)
Über uns
Die Entwicklung von Arzneimitteln ist ein komplexer, zeitaufwändiger und kostenintensiver Prozess. Schätzungen zufolge schaffen es nur etwa 10 Prozent der Arzneimittelkandidaten nach der Phase I in die klinische Anwendung. Darüber hinaus sind wir mit einer weltweiten Zunahme von Infektionskrankheiten konfrontiert, und Krankheitserreger entwickeln zunehmend Resistenzen, was eine ernsthafte Bedrohung für unsere Gesundheit darstellt. Gleichzeitig wurden noch nie so schnell Daten produziert, und datengesteuerte Ansätze, einschließlich künstlicher Intelligenz, haben das Potenzial, den Prozess der Arzneimittelentwicklung zu revolutionieren und die Entwicklung wirksamerer Medikamente in kürzerer Zeit zu ermöglichen.
Unsere Forschung nutzt daher die wachsende Menge an verfügbaren experimentellen, chemischen und biologischen Daten (z. B. ChEMBL, PubChem, ToxCast, PDB), die zunehmend durch synthetische Daten (z. B. AlphaFold-Strukturaufklärung) sowie leistungsstarke Rechenalgorithmen und -architekturen ergänzt werden, um Rechenverfahren zu entwickeln, die den Prozess der Arzneimittelentwicklung erheblich unterstützen, mit dem Ziel, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu verbessern.
Gruppenleiterin
Prof. Dr. Andrea Volkamer
Andrea Volkamer hat vor kurzem ihre Gruppe als volle Professorin an der Universität des Saarlandes für “Data Driven Drug Design” (2022) gegründet. Zuvor war sie Assistenzprofessorin für “Strukturelle Bioinformatik und in silico Toxikologie” am Institut für Physiologie der Charité Universitätsmedizin Berlin. Nach ihrer Promotion an der Universität Hamburg (2013) mit Schwerpunkt auf computergestützten Wirkort- und Wirkstoffvorhersagen arbeitete Andrea Volkamer am BioMedX Innovation Center, Heidelberg, als PostDoc-Forscherin an Werkzeugen zur Unterstützung der Entwicklung von selektiven Kinase-Inhibitoren in Zusammenarbeit mit der Merck KGaA (2013-2016). Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung und Anwendung von Methoden an der Schnittstelle von struktureller Bioinformatik und Chemieinformatik, mit besonderem Interesse an strukturbasierten maschinellen Lernansätzen, die im Kontext des computergestützten Wirkstoffdesigns und der In-silico-Toxikologie angewendet werden.
Unsere Projekte
Im Volkamer-Lab entwickeln wir Methoden an der Schnittstelle zwischen struktureller Bioinformatik und Chemieinformatik, die hauptsächlich im Kontext des computergestützten Wirkstoffdesigns angewendet werden. Einerseits erforschen wir strukturbasierte Methoden für die Bewertung von aktiven Stellen, einschließlich des Vergleichs von Bindungsstellen, der Aufklärung von Pharmakophoren und der Vorhersage von Off-Targets; taschenzentriertes, fragmentbasiertes Design sowie Deep-Learning-gestützte virtuelle Screening-Pipelines. Neben Target-unabhängigen Ansätzen konzentrieren wir unsere Entwicklungen auf Kinasen, eine der wichtigsten Klassen von therapeutischen Targets. Andererseits untersuchen wir ligandenbasierte Methoden, einschließlich Methoden des maschinellen Lernens zur Vorhersage von Aktivität und Toxizität, und wenden sie in translationalen Projekten an.
Besonderes Augenmerk wird auf die Integration neuartiger Techniken unter Berücksichtigung der Anwendbarkeit und Zuverlässigkeit sowie der Interpretierbarkeit von Deep-Learning-Methoden gelegt. Ein Ziel ist dabei die Etablierung alternativer in silico-Methoden zur Bestimmung des Risikos von Verbindungen und ihrer schädlichen Wirkungen auf Mensch, Tier, Pflanze und Umwelt. Darüber hinaus arbeiten wir kontinuierlich an der Integration der beiden Forschungsbereiche der struktur- und ligandenzentrierten Projekte, d.h. wir konzentrieren uns auf strukturinformierte maschinelle Lernansätze, die vor allem auf Kinasen angewendet werden. Dabei versuchen wir, die physikalischen Aspekte in die molekulare Modellierung zu integrieren (z. B. Molekulardynamiksimulationen und Berechnungen der freien Energie), um die Wechselwirkungen zwischen Wirkstoffen und Zielstrukturen besser zu erfassen.